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Qsicon Exzellent Dieser Artikel wurde am 02. Mai 2017 als Spotlight der Woche vorgestellt.

Kapitel 1 - Kindheit und Jugend[]

Es klopfte an der Tür. Lyria ließ ihr Buch fallen und rannte so schnell sie konnte an die Tür. Mama und Papa waren bestimmt wieder da. Sie blieben sonst nie lange weg. Immer gingen sie nur ein bisschen in den Wald, zum Jagen und Früchte sammeln. Früher hatte Mama sie auf dem Rücken mitgenommen, aber nun war sie ja immerhin schon zehn Jahre. Ein großes Mädchen. Sie konnte schon auf sich selbst aufpassen. Diesmal waren sie seit drei Tagen fort. Lyria hatte keine Angst. Ihr war nie etwas Schlimmes widerfahren. Voller Freude öffnete sie die Tür.

Abgeschlachtet lagen vor ihrem Elternhaus einige Leichen. Eine von denen hatte einen Stock in der Hand, der beim Fallen wohl an die Tür geschlagen haben musste. Der Fund Leichen war für die Zehnjährige ein großer Schock. Sie kauerte sich vor den Toten zusammen und weinte. Sie sprach kein Wort, nur ein Schluchzen kam hin und wieder über ihre Lippen.

Am Tag danach kam Lady Nimrah, eine Menschenfrau, und nahm sie mit. Lady Nimrah erzählte dem stummen Mädchen, dass ihre Eltern von Amani umgebracht worden seien und die Kleine, deren Erinnerungen von dem Bild der grausam zugerichteten Leichen vor ihrem Haus ausgefüllt waren fühlte zum ersten Mal in ihrem Leben Gefühle, die sie nicht zuordnen konnte: Trauer, Wut und Hass. Und sie begann zum ersten Mal ihren Schatten zu spüren.

Lady Nimrah nahm das Mädchen mit in ein Waisenhaus. Dort lernte sie andere Kinder kennen, die auch ihre Eltern verloren hatten. Menschenkinder, Zwergenkinder und andere Elfenkinder. Sie war hier zwar von anderen Kindern umgeben, aber niemand wollte mit ihr spielen. Sie hänselten sie, wegen ihrer unnatürlich blassen, durchscheinenden Haut und ihrer langen weißblonden Haare. Alle anderen Kinder hatten rötliche, bräunliche, ja, sogar einige bläuliche Haut. Aber kein einziges von diesen Kindern hatte so blasse Haut wie sie. Kein Wunder, sie war ja auch die einzige Hochelfe dort. Von diesem Aspekt einmal abgesehen, weigerte Lyria sich, zu sprechen und Fleisch zu essen. Über ihre Gefühle vergaß sie ihren Namen und er war auch uninteressant. Die anderen Kinder nannten sie nur „Geisthaut“ und Lady Nimrah nannte sie immer nur „Arme Kleine“. Um sich zu beschäftigen hatte sie angefangen, mit ihrem Schatten zu spielen. Der schien ihr Freund zu sein. Schon bald merkte sie, dass ihr Schatten ihr auch half, wenn eines der Kinder sie wieder ärgern wollte. Trat eines der Kinder auf ihren Schatten, so verspürte es einen sengenden Schmerz am Fuß.

Was sie niemals erfahren sollte: Die Schattenmagie, die aus ihr selbst zu kommen schien, hatten die Dämonen ihr geschenkt. Sie versuchten sie zu korrumpieren und das schon im Kindesalter.

Nur einmal schafften es die größeren Kinder, das Mädchen zu überwältigen. Sie warfen sie in den Fluss um sie zu ertränken, denn die Kinder wussten, dass sie nicht schwimmen konnte. Aber was dann passierte, ließ ihnen das Blut in den Adern gefrieren. Zwar ging die Kleine unter wie ein Stein, aber sie ertrank nicht, nein, sie konnte atmen. Voller Entsetzen liefen die Kinder zurück zum Haus und berichteten Lady Nimrah von ihrer Beobachtung. Mittlerweile war das Mädchen wieder aus dem Fluss geklettert. Lady Nimrah, die sofort aus dem Haus gerannt war, schaute sie ungläubig an. Aus der Frau, die sie sonst immer aus liebevollen Augen angeschaut hatte, wurde in Blitzesschnelle eine kalte verschlossene Frau. Sie befahl den Kindern ins Haus zu gehen und schaute dann die Kleine an.

Als einzige spürte Nimrah die Dämonenenergie, aber sie konnte es dem Mädchen nicht sagen. Wenn sie es nie erfahren würde könnte sie stark sein. Alles, was sie ihr mitgeben konnte, war eine Warnung. Und ein Schutz.

„Fünfzehn Jahre alt bist du nun. Du hast bisher noch kein einziges Wort gesprochen. Ich weiß deinen Namen nicht.“ Das Mädchen starrte seine Schuhspitzen an.

„Weißt du, Kind, damals, als ich dich gerettet habe, dachte ich, ich könnte auch deine Seele retten, aber du bist vom Bösen verseucht. Ich nenne dich Malisea.“ Sie schaute streng auf das blonde Kind vor sich.

„Du musst gehen, Malisea. Du kannst hier nicht bleiben. Die anderen Kinder würden versuchen, dich loszuwerden und mit deiner Magie wärst du eine Gefahr für sie.“ Nimrah zückte eine Medaille und hängte sie Malisea um den Hals.

„Geh, Malisea Goldhaupt, geh und finde dein Glück. Such dir jemanden, der dich ausbilden kann. Geh, und komm nie wieder zurück.“ Sie wandte sich ab und ging ins Haus. Malisea schlich davon. Nun hatte sie niemanden mehr. Keiner konnte ihr helfen. So blieb sie allein und wanderte umher. Geschützt von ihrem Schatten, lernte sie, dass sie besondere Fähigkeiten hatte. Ein Kribbeln in ihren Fingern konnte ein Feuer entstehen lassen. Sie wunderte sich, woher sie diese Energie nahm. Malisea wanderte am Tag, sie aß, was sie finden konnte an Beeren und Früchten. In der Nacht entzündete sie ein Feuer und wärmte sich daran und wusste: Wo das Feuer war, konnte ihr Schatten sie beschützen. Sie wanderte so weit, bis sie eines Tages an einem wunderschönen Haus ankam.

Es gefiel ihr, aber sie wusste, dass sie die Leute leicht mit ihren Kräften erschrecken konnte. Sie fragte sich, ob es wohl jemanden gab, der ihr helfen würde, dahin zurückzufinden, wo sie herkam. Malisea klopfte an die Tür. Eine junge Hochelfe öffnete ihr und Malisea wurde ganz warm ums Herz, als sie sah, dass die Frau ihrer Mutter sehr ähnlich war. Da sie seit über zwei Jahren nicht mehr gesprochen hatte, fiel es ihr nun auch unglaublich schwer. Sie brauchte drei Anläufe um einen Satz halbwegs verständlich herauszubringen. Sie erklärte, dass sie nicht wisse, wer sie sei, dass sie nur den Namen kannte, den Nimrah ihr gegeben hatte. Sie verschwieg wohlweislich ihre magischen Fähigkeiten. Die Frau ließ sie eintreten und schaute dem Kind ins Gesicht.

„Du bist eine Hochelfe, wie ich auch.“ Sagte sie nur. Dann schaute sie das Mädchen wieder an und beschloss etwas.

„Möchtest du eine Weile bei mir bleiben, Malisea Goldhaupt?“ fragte sie. Malisea staunte ungläubig und nickte. Freiwillig wollte sie bisher niemand haben. Außer Nimrah, dachte sie und fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis die nette Frau sie auch hinauswarf. Malisea bekam etwas zu essen und auch neue Kleidung.

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