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Noch mehr Gedanken eines ehemaligen Knappen - oder: aus dem abwechslungsreichen Leben des Sir Veyt van Roth[]

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Kategorie:Orden des ErbauersKategorie:Geschichten

Teil 33[]

Gedankenknappen33

"Ihr habt uns belogen."

Die Stimme war kalt und halte dumpf aus der Dunkelheit zu ihm, die ihn umgab.

"Ihr habt uns verraten."

Diesmal klang sie näher, bedrohlicher, doch noch immer war nichts zu sehen. Dann ein kalter Hauch an seiner Wange, der seine Nackenhaare sich aufrichten ließ, ein Flüstern an seinem Ohr, eisige Finger, die sich ihm um den Hals legten und zudrückten...

Veyt zuckte zusammen und riss die Augen auf, griff nach seinem Hals und stellte fest, dass es nur die Decke war. Sein Herz schlug ihm wild in der Brust und mit fahrigen Händen tastete er nach dem Nachttischchen um die kleine Öllampe heller zu drehen. Er war sich sicher gewesen, wach in seinem Zimmer gelegen und an die Decke gestarrt zu haben aber so müde wie er war, war es kein Wunder wenn er selbst mit offenen Augen träumte.

Immer wieder sah er die Gesichter der Ritter vor sich, der kalte harte Blick von Sir Victor als er ihn aburteilte und ihm die Insignien aberkannte. Er hatte gewusst, dass er nicht ohne Strafe für seinen Wortbruch davon kommen würde. Wie auch. Er hatte etwas versprochen im Wissen, das Versprechen nicht halten zu können. Doch wesentlich schlimmer als der Verlust der Insignien wog der Verlust des Vertrauens. Auch wenn sie tot waren konnten ihre Gesichter, ihre Augen, noch immer absolute Enttäuschung widerspiegeln.

"Ihr habt uns belogen."

Ja. Hatte er. Und hatte damit Unschuldige zum Tode verurteilt, Cassiola zum Duell gezwungen und seine Ehre riskiert, von der nicht mehr viel übrig war. Er war gemessen worden - und er hatte verfehlt.

Müde hockte er sich auf den Rand des Bettes, legte das Gesicht in die Hände und atmete mehrfach tief durch um wieder zu Ruhe zu kommen. Dann blickte er auf die Flamme der kleinen Öllampe und sah ihr zu wie sie sich gemütlich auf dem Docht von links nach rechts wog, mal höher, mal tiefer, und sich langsam schließlich aus dem Wiegen ein Tanz entwickelte. Zunächst verspielt und heiter wurde er mehr und mehr zuckend und gequält bis die Flamme mit einem hörbaren Zischen erlosch. Der Docht glühte noch einmal kurz auf, dann verstarb auch er und nur der Geruch von verbranntem Öl blieb in der Luft, die sich eisig kalt im Raum verteilte und Veyts Atem sichtbar werden ließ.

Sein Blick glitt von der Lampe zum Fenster, das offen stand und den Mond gerade zu willkommen hieß. Hatte er es nicht am Abend zuvor geschlossen? Die Kälte kroch tiefer und tiefer in das kleine Zimmer, bis er schließlich aufstand, ein Hemd überwarf und zum Fenster ging um es zu verschließen. Holzdielen knarzten unter seinen Füßen und ließen ihn verharren, dann schüttelte er den Kopf, sich für seine beginnende Paranoia scheltend, und ging weiter.

Wieder knarzte es, doch nicht unter seinen Füßen. Er hielt inne und lauschte. Erneut bog sich altes Holz unter schwerer Last und er war sich sicher, das leise Klingen von kaltem Metall zu hören. Veyt stockte der Atem. Das war nicht möglich. Es war einfach nicht möglich! Wieder knarzte es und deutlich hörte er nun das KLingeln von hunderten kleiner metallener Ringe eines Kettenhemdes, das Knirschen von alten Lederriemen, welche Plattenrüstungen am Körper hielten, das leise Schleifen von Stahl auf Stahl, wenn Ritter ihre beplatteten HAndschuhe bewegten.

Veyt gefror das Blut in den Adern. Jemand war hier, in seinem Zimmer, direkt hinter ihm, im Dunkeln, in den Schatten. Sein Blick glitt zu seiner Rüstung neben der Tür - zu weit weg. Ebenso sein Schwert, welches ironischerweise im Mondschein lag und nur auf seine Hand zu warten schien, die genau einige Sekunden zu lang brauchen würde, die Klinge aus der Scheide zu ziehen, um ihn gegen einen Angriff in den Rücken verteidigen zu können.

Er biss sich auf die Lippen bis er das Blut schmeckte. Was sollte er tun? Was konnte er tun?

Noch ein Schritt. Eine Hand wurde geballt, Leder spannte sich hörbar, rieb sich mit Metallplatten aneinander, ein langes, schleifendes Geräusch.... eine Waffe wurde gezogen.

Einen Moment lang schloss Veyt die Augen, dann fasste er allen Mut zusammen und drehte sich um. Wenn schon dann wollte er es wenigstens kommen sehen.

Doch da war nichts. Nur Dunkelheit. Schwarze Finsternis, in der sich nicht einmal kleinste Umrisse abzeichneten, als wäre jegliches Licht aus diesem Flecken Zimmer verbannt. Für einen kurzem Moment atmete er auf, bis er voller Schrecken registrierte, dass diese Dunkelheit nicht blieb, wo sie war. Eben noch nur im hinteren Teil seines Zimmers schob sie sich langsam vorwärts. Über den Boden, auf sein Bett zu, schließlich über sein Bett. Das Licht des Mondes schien zu weichen als habe es Angst, besudelt zu werden.

Unwillkürlich setzte Veyt einen Schritt zurück, in Richtung Tür. Sofort rutschte die Finsternis genau diesen Schritt schneller auf ihn zu. Er wagte noch einen Schritt, und wieder kam es näher auf ihn zu. Er musste nicth hinsehen um zu wissen dass er so die Tür nicht rechtzeitig erreichen würde.

Langsam kroch die Finsternis weiter. Weider hörte er das Knarzen doch als er genauer hinhörte, merkte er, dass es kein Holz war. Es klang lebendig, fast wie ein tiefes, schartiges Hacken von Lauten, die sich zu einem Wort zusammensetzten.

"Verräter."

Veyts Augen weiteten sich in aufsteigender Panik. Er kannte diese Laute. Hatte sie schon oft gehört. Nur nie registriert. Wieso hatte er es nicht eher gewusst. Er wusste es. Er wusste es!

Einer riesigen Woge gleich schien sichdie Dunkelheit bis zur Decke seines Zimmers aufzutürmen und über ihn zu stürzen. Veyt riss die Arme schützend vors Gesicht als kalter, scharfer Wind ihn traf und an ihm zerrte. Spitze, dünne Nadeln rissen an seinen Haaren, seiner Haut, bohrten sich durch den Stoff. Nein, keine Nadeln. Federn. Hunderte, tausende schwarzer Federn, die ihn zu ersticken drohten, die Kiele messerscharf. Er schrie auf und versuchte sie wegzuducken aber was nützte Ducken gegen einen Federsturm?

Etwas größeres traf ihn, bohrte sich in seine Seite und riss an ihm. Dann wieder, diesmal an der Schulter. Stechende Schmerzen fuhren durch seinen Körper und ließen ihn taumeln. Wieder und wieder und wieder schlugen scharfe Krallen in den ungeschützten Leib und versuchten, Stücken aus ihm zu reißen.

Er sackte auf die Knie, die Arme über den Kopf geschlungen während er das Blut über seinen Rücken fließen spürte. Ein lautes Vogelkreisch ließ seine Trommelfelle schmerzhaft vibrieren und zwang ihn, die HÄnde auf die Ohren zu pressen.

Für einen Moment starrte er in die FInsternis aus schwarzen Federn, die sich scheinbar für genau diesen Moment teilten und ein bekanntes, von Wut verzerrtes Gesicht offenbarten.

Veyt starrte sie an. Das konnte nicht sein.... ! Nicht sie!

Dann ballte sich die Schwärze erneut zusammen und stürzte auf ihn nieder, presste ihn zu Boden bis er schmerzhaft mit dem Kopf aufschlug und....





Der Boden roch nach Holz. Er lag halb aus dem Bett gestürzt, den Kopf auf den Dielen, die Hände gen Decke gestreckt, die Finger verkrampft. Das Fenster klapperte in der kühlen Nachtluft und ließ die kleine Flamme der Öllampe tanzen. Ächzend erhob er sich und schlang eine Decke um die Schultern. Er fror. Mit zitternder Hand verschloss er wieder das Fenster und setzte sich dann auf den Rand des Bettes, stützte das Gesicht in die Hände, nachdem er die Lampe heller gedreht hatte.

Draußen, auf dem Dach gegenüber, krächzte ein dunkler Vogel und erhob sich in die Nacht. Es schien, als würde das Mondlicht ihn meiden, oder mied er den Mond?

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