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Qsicon Exzellent Dieser Artikel wurde am 16. Dezember 2013 als Spotlight der Woche vorgestellt.

Unterwegs - Die Reisen des Magisters[]

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Unterwegs - Die Reisen des Magisters (Teil 1)

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Unterwegs - Epilog und Prolog (von Dalrin Erzfeuer)

Kategorie:Orden des ErbauersKategorie:Geschichten

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Teil 2[]

Das Gras war taufeucht, aber seine Stiefel blieben trocken. Die Vögel zwitscherten auf den Ästen, flogen aber nicht auf, wenn er sich ihnen näherte. Die Sonne strahlte zwischen den Bäumen hervor, blendete ihn aber nicht. Das Maguskönigskraut stand in voller Blüte, aber er roch nichts. Phasische Differenz war einfach – er sah, was geschehen war, aber nichts berührte ihn. Als stünde zwischen ihm und der Welt ein Mittelding aus Glasscheibe und Wolldecke. Nicht zum ersten Mal wünschte er sich, dies wäre die einzige Möglichkeit, mit der Vergangenheit Verbindung aufzunehmen.

Ach, wie einfach wäre alles! Man reiste zurück, betrachtete, was geschehen war, und dann schrieb man dicke historische Wälzer darüber, was Uther bei Arthas’ Ausbildung alles falsch gemacht hatte und wie man daraus lernen könnte. Eine reine Beobachterrolle wäre so einfach, so überschaubar und so wunderbar zugleich.

Aber nein! Man konnte ja eingreifen, bewegen, bewirken, verändern! Wieso sollte man das freiwillig anstreben? War es denn nicht genug Verantwortung, in der Gegenwart Entscheidungen zu treffen? War es so viel erfolgversprechender, in der Vergangenheit Entscheidungen zu treffen, nur weil man die Auswirkungen EINER getroffenen Entscheidung kannte? Woher kam immer nur diese grenzenlose Selbstüberschätzung? Er setzte zum Seufzen an, brach aber mittendrin ab. Genug Schwermütigkeit für heute. Reiß Dich zusammen.

Wer immer die Zukunft als unentdecktes Land bezeichnet hatte, hatte völlig recht. Andere Epochen waren wirklich nur wie weit entfernte Länder: dort wurde im Prinzip alles genau so gemacht wie hier, und es gab immer jemanden, der glaubte, er sollte besser dort als hier das Sagen haben. Er schloss die Augen völlig überflüssigerweise vor einem fallenden Blatt und ärgerte sich im nächsten Moment über seine Reaktion.

Während er durch die grünen Wälder schritt, dachte er über seine Laune nach. Entsetzliches deprimierendes inneres Gebrabbel. Er wusste genau, dass ihn nur das Bereisen der eigenen Vergangenheit so miesepetrig machte. Also, nicht generell der eigenen Vergangenheit, die bereiste er ja rein notgedrungen ständig. Wie sollte man sich daheim ausruhen, wenn nicht in einem Zeitabschnitt, von dem man wusste, dass er wirklich entspannt gewesen war? Nein, speziell deprimierten ihn Besuche an den festen Punkten in seiner Vergangenheit, an den unumstößlichen Momenten der Geschichte, die Nozdormu für unveränderbar erklärt hatte. Ob sie unveränderbar waren, weil der Drache sie so benannt hatte, oder ob es umgekehrt war, konnte keiner sagen. Er hatte Anachronos damals bei seiner Ausbildung mal gefragt, aber der hatte einen seiner Wutanfälle über die ungeklärten Hinterlassenschaften des Obersten bekommen, und da hatte er das Thema lieber ruhen lassen.

Er erklomm einen sanften Hügel. Die Blätter der Bäume bewegten sich in einer sanften Brise, die er nicht spürte. Eine Libelle sirrte durch seinen Brustkorb. Er ging geflissentlich darüber hinweg. Wenn es wenigstens irgendwie pieksen oder jucken würde! Aber so? Man fühlte sich einfach so unbedeutend, wenn einen die Insekten sogar auf der rein materiellen Ebene ignorierten. Er hätte geseufzt, erinnerte sich aber an seinen Vorsatz.

Zeit war in vielerlei Hinsicht wie ein Fluss. („Zeit ist kein Fluss. Sie ist auch nicht wie ein Fluss. Aber stell sie Dir als Fluss vor!“ hatte sein Ausbilder damals durch seine schuppigen Kiefer gezischt. Und diesen widersprüchlichen Mist hatte er mitschreiben müssen! An dem Tag, an dem er feststellte, das er anderen Menschen außerhalb des Schwarmes ähnlich formulierten Unfug vorsetzte und einfach nicht besser hinbekam, war er durchgedreht, hatte eine brachliegende Linie gekapert und versucht, die Entstehung des Bronzenen Drachenschwarms zu verhindern. Es stellte sich raus, das dort ein sehr fürsorglicher und vor allem sehr großer Bronzedrache extra dafür stationiert war, die durchdrehenden Auszubildenden abzufangen. Es geschah öfter, als man meinte. Wo war er? Ah, ja. Fluss.) Als er gedankenverloren über eine Wiese schritt, stieß er sich den Fuß an einem großen Stein, aber es schmerzte nicht. Es war eher, als trete man gegen einen schlafenden Klippeneber – nur nicht so wütend danach.
Also, Zeit war in der Hinsicht wie ein Fluss, dass man ihren Lauf an sich zwar beeinflussen konnte, aber doch mit sehr unterschiedlichem Resultat. Hielt man eine Hand ins Wasser, konnte man ein wenig Wasser sehr simpel umleiten. Allerdings hatte das keine weitreichenden Auswirkungen, sondern das Wasser umfloss die Hand und alles ging weiter wie gehabt. Kleine Ereignisse gingen ebenso wie ihre Änderungen im Fluss der Zeit einfach unter. Fixpunkte hingegen waren einfach da. Die Flussbiegung, der Wasserfall, die Insel in der Mitte des Flusses… sie waren mit einer einfachen Hand kaum zu ändern.

Passend zu seinem Gedankengang lichtete sich der Wald. Der blutige Fels in der Mitte des Flusses, die Insel voller Leid, die wrackgesäumten Klippen an der Flussbiegung kamen in Sicht: Stratholme.
Er seufzte.

Timeflies
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